Sattelfeste Asphalt- und Regenhelden beim Tannheimer Tal – Rennen


Flott unterwegs sind Rennradler meist sowieso. Beim Rad-Marathon Tannheimer Tal stellten sie ihre Ausdauer und Schnelligkeit unter Beweis. Der renommierte Wettbewerb, bei dem Hobbyfahrer aller Könnens-stufen mitmachen (können), wurde am So., 15. Juli 2012 bereits zum vierten Mal ausgetragen.

Die Streckendistanzen sind mit 130 und 230 Kilometer festgelegt und führen durch die reizvolle Landschaft der Allgäuer und Lechtaler Alpen. Ein Rahmenprogramm inklusive Rennradtouren und Autogrammstunde mit den Ex-Radprofis Gerrit Glomser und Marcel Wüst runden das rollenden Sportevent ab.

Bei insgesamt ca. 2000 Teilnehmern ist vor allem der Weg das Ziel.

Am 15 Juli 2012 gings bereits um kurz nach 6 Uhr mit dem Klingeln des Weckers für unseren Racing-Ralf Bayer, Marcus Wittich (TVG) und Rizzo Kempf (RTV Hain) los. Das Schauerwetter und der Fensterblick auf die regen-verhangenen Berge ließ uns erschaudern und die beiden TVG-Biketeam-Profis (mir wurde gesagt, man nennt sie die „Verrückten“) dazu verleiten, die bereits angemeldete 230km-Strecke umzubuchen. Die Temperaturanzeige zeigte 10 Grad an, es waren aber eher gefühlte 0, auch im Laufe des Tages wurde es leider nicht wärmer... Naja, es ist Sommer, was soll man erwarten :)
Auf der Straße fuhren bereits die ersten Radfahrer und machten ihre Späße, nicht für einen Triathlon gebucht zu haben.
Nach einem kleinen Frühstück und der allgemeinen "Bestuhlung" war es plötzlich 10 nach 9. Start war doch um 9Uhr. Jetzt aber sputen. Der Start in Nähe der Touristikinformation war bereits verwaist,die Streckenposten winkten uns freudestrahlend zu und wiesen uns den Weg.

Falls ich es in meinem Bericht noch nicht erwähnt habe, es regnete wie aus Kübel.
Also begaben wir uns indes auf Verfolgungsfahrt der 1000-Mann-Truppe. Bereits kurz nach Grenzübertritt verspürten die Ersten unseren Windsog, kurz vor Pfronten auch der Schlusswagen und eine ca. 20Mann große Gruppe. Die Entwichenen wurden zwischenzeitlich immer zahlreicher und konnten dem Tempo unseres Lokomotiven-Führers Marcus nichts entgegensetzen. Bei Kilometer 60 hatten wir einen Schnitt von 35km/h, als bei mir erstmalig der Oberschenkel zwickte und ich auf eine kurze Rast und Verpflegung aus war. Die hohen 40er-Fahrten konnte ich nicht mehr gehen und ließ daher abreißen. Bis zum Verpflegungsstand in Holzgau im Lechtal, welcher leider erst bei Kilometer 75 kam und mich daher mehrfach fluchen ließ, schrumpfte mein Schnitt auf 32km/h.

Aber ich hatte meine Verpflegung. Es war ein Schlaraffenland... es gab alles... Käsebrot, Kuchen, Obst, Energieriegel.... einfach alles. Von hinten rief einer Weißbier, aber ohne es zu überprüfen... dafür war es noch zu früh :) …stiegen wir wieder auf unsere Gäule, wir mussten weiter, uns wurde kalt. Die Wolkendecke war zwischenzeitlich geöffnet und der Himmel zeigte sein strahlendes blau, zumindest für kurze Zeit. Die herrliche Landschaft konnte ich kurzzeitig beim Vorbeifliegen bestaunen und genießen.

Die beiden Verrückten die ihren Schnitt von knapp 34 halten konnten fingen gleich wieder mit hohen 40er Zeiten an. Das war vermutlich auch der Grund dafür, dass wir einen Wegweiser übersahen und einen kleinen Umweg von knapp 2 Kilometer fuhren. Die zuvor und hiernach wieder Überholten haben sich sicherlich die Augen gerieben.

Racing-Ralf machte ein höllisches Tempo und die Landschaft flog an uns vorbei. Mein Schnitt stieg wieder an und war 15km vor Ziel bei knapp 34km/h. Wow... hätte ich mal an dem letzten Verpflegungsstand nicht Halt gemacht. Die Beiden fuhren weiter... sie hatten keine Zeit.

Nach einer kurzen Rast und Einwurf von Kohlenhydraten startete ich die letzten Kilometer alleine. Es ging den Ölberg hinauf... 10% Steigung und Ellenlang. So ein Drecksding... macht meinen Schnitt kaputt. Aber nicht nur der. Kaum oben angelangt, es geht eigentlich bergab, es schüttet, es bläst... mein Tacho zeigt 10km/h an. Was isn jetzt los, ich komm einfach nicht vorwärts und es hört nicht auf.

Ich brauche für die letzten 15km gefühlte 2 Stunden, mein Schnitt ist kaputt und bleibt bei 29,9km/h stehen. Am Ziel freuen sich die Beiden auf mein Eintreffen und stellen klar, dass sie bereits gestern mit meinem Eintreffen gerechnet hätten. Hähä. Ich konnte mir gar nicht erklären, warum man sie die Verrückten nennt. Marcus' Frau Natascha lag heute auch nicht faul auf der Haut - strahlt, um uns mitzuteilen, dass sie einen „kleinen“ 40km Lauf bewältigt hat.

Aber immerhin kommt, endlich am Zeil angelangt und Tee-schlürfend, die Sonne raus. Völlig durchweicht und verfroren gehen wir in unsere Pension zurück, genießen die heiße Dusche, um uns dann wieder auf den Weg gen Heimat zu machen. Nein, nicht mit dem Fahrrad.... natürlich mit dem Auto.

Ich möchte mich bei den Dreien - für die schönen Stunden, für den Windschatten, für die tolle Unterhaltung und für die Mitnahme durch Ralf bedanken. Es war ein schönes, herausforderndes aber auch sehr nasses Event. Sollte es im nächsten Jahr wider Erwarten schönes Wetter geben, bin ich wieder dabei :-)